Naturschutz und Tourismus im Stettiner Haff und Oderdelta

Die Entstehung

Das Stettiner Haff / das Oderdelta ist bei Touristen bisher kaum bekannt, das gilt selbst für Deutschland und Polen, erst recht aber für Touristen aus dem europäischen Ausland. Gleichzeitig verfügt dieser Region über ein sehr hohes Entwicklungspotential für den Tourismus, weist sie doch eine auch im europäischen Vegleich einmalige Naturausstattung. Malerische Klippen und unberührte Strände, großflächige wilde Deltalandschaften, ausgedehnte Moore und Feuchtgebiete und unbegradigte Flüsse in riesigen Wäldern und Heiden fügen sich auf einmalige Weise zusammen rund um die idyllische Lagunenlandschaft des Haffs. Die Biodiversität ist enorm groß: Elche, Seeadler, Wisente, Biber, Fischotter, Wölfe, Robben, Schweinswale, Rothirsche, Weiß- und Schwarzstörche und viele andere Arten unserer heimatlichen Tier- und Pflanzenwelt kommen hier wild vor, selbst im Europäischen Vergleich einzigartig.
Die Nähe zu Berlin und dem polnischen Stettin ermöglicht zudem eine einzigartige Verbindung dieser Naturreichtümern mit besonderen kulturellen und historischen Sehenswürdigkeiten.

Dass dieser grenzüberschreitende Naturraum damit das Potenzial hat, in der Zukunft zu einem auch weltweit beliebten Reiseziel zu werden, besonders für den Naturtourismus, haben bisher die Wenigsten beachtet.

Aber bereits heute gibt es schon erste Angebote, die ein Erleben der wilden Natur möglich machen, beispielsweise die Touren mit dem Fischerboot aufs Haff zur Seeadler-Beobachtung auf polnischer Seite, verbunden mit einer Kanuexpedition auf der Peene auf der deutschen Seite.

Zwei Organisationen, die eng zusammenarbeiten, haben sich entschlossen, die Herausforderung anzunehmen und auf das unentdeckte Potenzial dieser Region auch international hinzuweisen: Die polnische Tourismusorganisation SOT aus Stepnica und das deutsche Tourismus-Netzwerk HOP.

Beide Organisationen beschlossen, ein erstes deutsch-polnisches Treffen zu organisieren zum Thema Natur und Tourismus in dieser Region. Menschen wurden eingeladen, die auf beiden Seiten der Grenze wohnen und tätig sind. Es wurde über die Entwicklung eines grenzüberschreitenden touristischen Produktes diskutiert, das auf dem naturräumlichen Wert der Region basiert und bestehende und noch zu entwickelnde touristische Angebote vernetzt.

Vorher erreichten beide Organisationen gemeinsam mit und durch die Unterstützung der Deutschen Umwelthilfe bereits, dass das Oderdelta 2012 als eine von 10 Pilotregionen in ganz Europa von der neu entstandenen europäischen Initiative „Rewilding Europe“ nominiert wurde.

Die Initiative „Rewilding Europe“ wurde von über 40 Experten aus über 10 Ländern Europas gegründet, die langjährige Erfahrung und Fachwissen besitzen sowohl im Naturschutz als auch in der Unternehmensberatung und in der Entwicklung und Vermarktung Naturtouristischer Produkte.

Das Ziel von Rewilding Europe ist die Wieder-Verwilderung von insgesamt 1 Million Hektar in Europa bis 2020 in 10 verschieden Pilotregionen, deren bestehende Naturausstattung auch im internationalen Vergleich als außergewöhnlich hoch eingestuft wird.

Um dies zu erreichen, will Rewilding Europe die Naturausstattung dieser 10 Gebiete auch ökonomisch in Wert setzen – u.a. durch eine weltweite Vermarktung als einmalige Destinationen für den Naturtourismus – zum Nutzen der lokalen Bevölkerung.

Auf diesem Weg entsteht am Ehesten Akzeptanz vor Ort für Wildnis, für dynamische, vom Menschen unbeeinflusste Prozesse in der Natur. Die Menschen werden sich der Besonderheit ihrer Naturschätze bewusst, sind stolz auf sie und beziehen aus ihnen konkrete, ökonomisch messbare Vorteile.

Rewilding Europe will erreichen, dass auf unserem Kontinent wieder viel mehr Platz ist für Wildnis, für die großen Grasfresser ebenso wie für die großen Raubtiere, die sich frei bewegen können sollen, weil der Mensch gelernt hat, mit ihnen zu leben und ihr Existenzrecht zu respektieren.

Das Mittel, um dieses Ziel zu erreichen, ist eine behutsame ökonomische Inwertsetzung dieser Arten – beispielsweise durch „Wildlife-watching“, also Wildtier-Beobachtung, und Wildnistourismus. Dies fördert eine ökologisch nachhaltige Form der ökonomischen Entwicklung. Die Naturschätze der Region werden geschützt und vorsichtig genutzt, was der lokalen Bevölkerung einerseits ökonomischen Gewinn verschafft und andererseits die Naturschätze nicht gefährdet, sondern sie schützt und vermehren hilft.

Auf diese Weise sollen so naturnahe Zustände wie möglich erreicht werden.

Das Konzept von Rewilding Europe stellt also eine Synthese dar: Ökonomische Entwicklung und ökologische Entwicklung sollen sich nicht gegenseitig behindern, sondern gegenseitig positiv beeinflussen.

Die Annahmen und das Ziel des Projekts

Die Veranstalter wählten als Format für die Veranstaltung einen Dreitage-Workshop. Diese schien als idealer Rahmen, um ein gemeinsames touristisches Produkt anzuregen, was auf der Wildnis des Oderdeltas / Stettiner Haffs beruhen und was bestehende und neue touristische Angebote rund das gesamte Haff verbinden soll.

Dieses Projekt soll Möglichkeiten neu ausgerichteter Tourismus-Konzepte für die Region aufzeigen, zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beitragen, die wirtschaftliche Entwicklung und Vermarktung der Region vorantreiben, Maßnahmen des Naturschutzes unterstützen und Risiken einer Naturgefährdenden Entwicklung der Region minimieren helfen.

Für die Leitung der Werkstatt wurden zwei Experten der Organisation Rewilding Europe eingeladen, die sich entschieden hat, das Gesamtprojekt zu unterstützen.

Zur Teilnahme an der Werkstatt wurden Naturforscher, Vertreter örtlicher Behörden, Unternehmer, Landwirte, Nichtregierungsorganisationen, Privatpersonen und Tourismusunternehmen aus dem polnischen und deutschen Teil der Region eingeladen.

Werkstatt 7-9.02.2014 Widzieńsko

Die Werkstatt wurde im alten Forsthaus vom 7.-9.02.2014 in Widzieńsko durchgeführt.

An der Werkstatt nahmen 17 Teilnehmer von der polnischen Seite und 14 von der deutschen Seite teil.

Die Werkstatt leiteten zwei Experten der Organisation Rewilding Europe:

Steffan Widstrand – Direktor für Marketing und Kommunikation.
Steffan WildstrandSteffan ist Fotograf und Schriftsteller, der sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt beschäftigt. Er tritt für Belange des Naturschutzes, des Ökotourismus und der Menschenrechte ein. Über viele Jahre arbeitete er im Naturtourismus, sowohl als Guide, als Produktentwickler und Marketing-Experte. Er ist Gründungsmitglied der schwedischen Gesellschaft für Ökotourismus sowie Urheber und Promoter der international bekannten Marke „Nature’s best“ für Qualitäts-orientierten Naturtourismus. In seinem früheren Leben war er Panzerkommandant und Fotoreporter.
Widstrand gewann viele internationale Preise für Fotografen und Schriftsteller, er ist Autor von 13 Büchern, Gründer des „Big Five“, des Schwedischen Raubtierzentrums, Gründungsmitglied der “International League of Conservation Photographers“, gleichzeitig Gründer und geschäftsführender Direktor der europäischen Organisation „Wild Wonders of Europe“

Matthew McLuckie

Matthew McLuckieEr kommt aus Südafrika, zur Zeit wohnt er in London. Matthew ist Mitarbeiter von Conservation Capital, einer der Gründungsorganisationen von Rewilding Europe und zuständig für Kapital-Akquise, Finanz-, Marketing- und Unternehmensberatung. Conservation Capital konzentriert sich auf die Verknüpfung des Privaten Sektors, hier besonders des Investment- und Finanzsektors, mit dem Schutz der globalen Biodiversität. McLuckie ist auch Mitarbeiter der gesamteuropäischen Initiative Rewilding Europe, wo zu seiner Aufgabe zwei Dinge gehören:

– Identifizieren und Unterstützen von Unternehmen, die Ziele von Rewilding Europe verwirklichen helfen.

– Vergabe von Investitionen aus „Rewilding Europe Capital“, dem Kapitalfonds von Rewilding Europe.

Vor dem Anfang seiner Finanzkarriere studierte Matt Geografie an der Universität von Edinburgh, dann arbeitete er für EFG Securities, ferner für Credit Suisse in der Leitung des Portfolio für Privatkunden.

Iwona Krępic organisierte die Werkstatt, sie ist Vorsitzende der Tourismusorganisation „SOT – nicht nur für Adler“ aus Stepnica. SOT war der Hauptorganisator der Werkstatt.

Während der Werkstatt verständigten wir uns in drei Sprachen: polnisch, deutsch und englisch. Unterstützt wurden wir von Simultan-Dolmetscherinnen aus Polen und Deutschland.

Der Ablauf des Workshops:

Tag 1. Freitag 7 Februar 2014

Der erste Programmpunkt sah vor, sich vor den anderen Projektteilnehmern vorzustellen und auf der grenzüberschreitenden Landkarte der Region den Ort seiner Tätigkeit mit einer kleinen Flagge zu markieren.

Nach diesem Programm-Punkt wimmelte es vor kleinen Flaggen auf der Karte.

Dieses Spiel, verbunden mit der freundlichen Atmosphäre, begünstigte ein schnelles Sich-gegenseitig-Kennenlernen.

Die Orte, aus denen unsere Teilnehmer kamen, und in denen sich in der Zukunft potentiell neue Konzepte für die Verbindung von Tourismus und Umweltschutz entwickeln lassen, sind: Koppitz, Stepenitz, Swinemünde, Misdroy, Przybiernów, Zalesie, Jarszewko, Łąka, Goleniów, Stettin, Czarnocin, Żarnowo, Budzień, Pratenow, Blankensee, Pasewalk, Anklam, Wolgast, Benz, Gribow, Gützkow und Waren.

Im weiteren Teil des Nachmittags widmeten sich die Anwesenden mit Aufmerksamkeit den sehr interessanten Präsentationen der Experten von Rewilding Europe, u. a.:

  1. Einführung in das Konzept von Rewilding Europe
  2. Wildife-Watching (Wildtierbeobachtung) – Inspektion des europäischen Marktes
  3. Identifizierung der Zielgruppen potenzieller Kunden und Promotion der Produkte
  4. Entwicklung und effektive Vermarktung touristischer Produkte,
  5. Angebot der Unterstützung von Rewilding Europe:
    • Rewilding Europe Capital
    • Rewilding Europe Travel Club
    • Eine lokale Rewilding Europe-Website

Die Teilnehmer verbargen ihre Begeisterung über die auf großer Erfahrung gestützten Vorträge nicht, sie wurden auf sehr interessante und verständliche Art kommuniziert.

Tag 2. Samstag, 8. Februar 2014

An dem intensiven Freitag, den wir hauptsächlich mit den theoretischen Aspekten des Naturschutzes und des Tourismus verbracht hatten, gingen wir auf Exkursion ins Gelände.

Wir entdeckten die wunderschöne Landschaft des Waldes von Goleniów, den herrlichen, wilden Fluss Gowienica, über dessen ökologische Besonderheiten uns der Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde der Flüsse Ina und Gowienica, Artur Furdyna, erzählte. Wir sahen zudem noch andere ökologisch ungewöhnlich wertvolle Lebensräume, z.B. die Wiesen von Skoszewo, wo dank der Tourismus-Organisation aus Stepnica bereits ein Beobachtungs-Versteck für das Beobachten von Wildtieren entstanden ist.

Einer der Experten, Steffan Widstrand, gab den Teilnehmern viele praktische Hinweise, wie man solche Beachtungs-Verstecke für welche Zielgruppe konzipieren kann.

Anschließend wanderten wir entlang der Küste des Stettiner Haffs im Naturpark „Delta Odry“, wo uns der Vorsitzende des Vereins zum Schutz der Küstenökosysteme „Society for the Coast“, Dr. Kazimierz Rabski, mit herzlicher Gastfreundschaft die Geschichte dieses Platzes uns mitteilte.

Voll von Ideen dank der Exkursionen und mit aufgefrischtem Verstand traten die Teilnehmer den nächsten Teil der Werkstätte an.

In den folgenden Stunden hörten wir uns den Vortrag von Magdalena und Maciej Tracz von der Westpommerschen Naturgesellschaft an. Sie teilten den Anwesenden ihre Erfahrungen aus den Forschungsprojekten an den Wisent-Herden mit, die wild in den Regionen um Mirosławiec und Dramburg (Drawsko) leben.

Anschließend begannen wir den praktischen Teil der Werkstatt. Jonathan Rauhut von der Deutschen Umwelthilfe stellte eine neue Vision eines gemeinsamen Marken-Tourismus-Produktes vor, eine „Oderdelta Safari“ rund um das Stettiner Haff. Diese Vorkonzeption einer möglichen gemeinsamen Vision enthielt u.a.:

  • Bildung eines Netzwerkes von touristischen Unternehmen rund um das Stettiner Haff
  • Gruppierung verschiedener touristischer Angebote
  • Schaffung eines ganzjährigen touristischen Produktes
  • Nutzung der in Europa durch viele Medien bereits weit bekannten Marke von Rewilding Europe für den Naturtourismus in unserer Region.

Dann begannen die Teilnehmer ihre Arbeit in zwei Gruppen (eine polnische und eine deutsche Gruppe).

Die erste Aufgabe war, eine Liste von Produkten (sowohl bereits bestehende Produkte als auch neue Produkt-Ideen) zu erstellen, die Touristen die Naturschönheiten der Region zeigen bzw. auf diesen Naturschönheiten basieren.

Während der zweiten Aufgabe sollten die Teilnehmer unter allen aufgelisteten Produkten diejenigen auswählen, die ihrer Meinung nach führend sein können, und die mit ihrer Attraktivität viele Gäste aus ganz Europa anziehen könnten.

Die begeisterte Einstellung zum Naturtourismus in den beide Gruppen sowie die Atmosphäre des gegenseitigen Verständnisses haben zu sehr interessanten Ergebnissen geführt, es entstanden geschickt entwickelte Produktlisten, die im Folgenden aufgeführt sind:

Download der Produktliste

Tag 3. Sonntag 9 Februar 2014

An diesem Tag wurde intensiv an der zukünftigen Marke der Region gearbeitet. Die Teilnehmer kamen zusammen mit den Moderatoren zu dem Entschluss, dass man zur gemeinsamen Promotion der Region besonders die großen und Europaweit seltenen, am Haff wild vorkommenden Tierarten nutzen sollte – die Ikonen der europäischen Natur, mit denen der Kontakt für Besucher des Oderdeltas bereits jetzt möglich ist oder bald möglich sein wird. Diese Tiere wild in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten zu können, oder nur in ihrem Territorium sein zu können, verursacht außergewöhnliche Emotionen und bleibt im Gedächtnis der Besucher für lange Zeit haften. Treffen aus nächster Nähe mit einem großen, seltenem Wildtier ist für den Menschen ein unvergessliches Erlebnis.

Die Teilnehmer beschlossen, die sog. „Big Seven“ des „Oderdelta“ auszuwählen, unsere „große Sieben“, die Ikonen der Europäischen Natur.
Die von den Teilnehmern angemeldeten Kandidaten waren tatsächlich etwas mehr als sieben Arten, aber wir verständigten uns schlussendlich darauf, dass die Ikonen unseres grenzüberschreitenden Gebietes folgende Tierarten werden sollen:

  1. Der Seeadler
  2. Der Wisent
  3. Der Stör
  4. Der Biber
  5. Der Wolf (und damit verbunden der Elch)
  6. Das Konik
  7. Die Kegelrobbe

Zusammenfassung und weitere Tätigkeiten

Wir alle gemeinsam haben den Willen und das große Bedürfnis, unsere Arbeit an der Entwicklung eines gemeinsamen Markenproduktes wie auch eines damit verbundenen Unternehmensnetzwerkes fortzusetzen – um touristische Angebote, die auf der wilden Natur unserer Region basieren, besser zu vernetzen und im Rahmen eines gemeinsamen Produktes vermarkten zu können.

Die Teilnehmer kamen zu dem Entschluss, dass die Arbeit in thematischen Gruppen fortgesetzt werden soll, die den einzelnen Tieren aus der „BIG SEVEN“ zugeordnet sind und denen die einzelnen touristischen Angebote zugeordnet werden sollen – so wurden folgende Gruppen und folgende Verantwortliche für diese Gruppen benannt:

  1. Der Seeadler und andere Vögel – Iwona
  2. Der Wisent und andere große Pflanzenfressende (der Edelhirsch) – Bartek Racławski
  3. Der Stör und der Lachs, die Meerforelle und die anderen Fische – Artur
  4. Der Biber, ebenfalls der Fischotter – Frank
  5. Der Wolf, der Elch und andere, die schwer aufzuspüren sind – Stefan und Bartek Racławski
  6. Das Konik- Kazimierz, Martin
  7. Die Kegelrobbe – Ulrich, Jonathan

Um diese dargestellte Konzeption eines touristischen Markenproduktes weiter entwickeln zu können, und um die begeisterten Teilnehmer auch zukünftig noch besser vernetzen zu können, schlugen die Experten vor, bald ähnliche Werkstätten auch auf deutscher Seite zu organisieren.

Nach dieser Werkstatt sollen Flyer gedruckt werden, auf denen sich die vereinfachte Landkarte des Oderdeltas gemeinsam mit unseren großen Flaggschiff-Arten, den „BIG SEVEN“, befinden soll, die die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Naturschutz und dem Tourismus herausstellen soll, mit einer kurzen Beschreibung der Maßnahmen.

Die Flyer werden an die Teilnehmern des Projekts verschickt.

Auf der Internetseite der Tourismusorganisation SOT aus Stepnica wird ein zweisprachiger Bericht über den Verlauf veröffentlicht.

Nach dieser Werkstatt, die Teilnehmer und Organisatoren gleichermaßen um einiges reicher an Informationen und Erfahrungen werden ließen, sind wir voller Hoffnung, dass wir gemeinsam ein Ziel erreichen werden und dass wir eine reiche Kette von interessanten touristischen Angeboten, die auf wilder Natur basieren, bauen können.

Das erlaubt uns – den Einwohnern unserer Region – ein gemeinsames ganzjähriges touristisches Markenprodukt kreieren zu können.

Dadurch kann das Oderdelta / Stettiner Haff eine touristisch außergewöhnlich attraktive Region werden. Gleichzeitig können die bereits bestehenden und auch die geplanten touristischen Angebote auf ausgewogene Weise helfen, das wertvolle Naturerbe unserer ganzen Region zu bewahren.

„Wir machen Europa wilder“Foerderung

Werkstatt 7-9.02.2014 Widzieńsko

Die Werkstatt wurde im alten Forsthaus vom 7.-9.02.2014 in Widzieńsko durchgeführt.

An der Werkstatt nahmen 17 Teilnehmer von der polnischen Seite und 14 von der deutschen Seite teil.

Die Werkstatt leiteten zwei Experten der Organisation Rewilding Europe:

Steffan Widstrand – Direktor für Marketing und Kommunikation.
Steffan WildstrandSteffan ist Fotograf und Schriftsteller, der sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt beschäftigt. Er tritt für Belange des Naturschutzes, des Ökotourismus und der Menschenrechte ein. Über viele Jahre arbeitete er im Naturtourismus, sowohl als Guide, als Produktentwickler und Marketing-Experte. Er ist Gründungsmitglied der schwedischen Gesellschaft für Ökotourismus sowie Urheber und Promoter der international bekannten Marke „Nature’s best“ für Qualitäts-orientierten Naturtourismus. In seinem früheren Leben war er Panzerkommandant und Fotoreporter.
Widstrand gewann viele internationale Preise für Fotografen und Schriftsteller, er ist Autor von 13 Büchern, Gründer des „Big Five“, des Schwedischen Raubtierzentrums, Gründungsmitglied der “International League of Conservation Photographers“, gleichzeitig Gründer und geschäftsführender Direktor der europäischen Organisation „Wild Wonders of Europe“

Matthew McLuckie

Matthew McLuckieEr kommt aus Südafrika, zur Zeit wohnt er in London. Matthew ist Mitarbeiter von Conservation Capital, einer der Gründungsorganisationen von Rewilding Europe und zuständig für Kapital-Akquise, Finanz-, Marketing- und Unternehmensberatung. Conservation Capital konzentriert sich auf die Verknüpfung des Privaten Sektors, hier besonders des Investment- und Finanzsektors, mit dem Schutz der globalen Biodiversität. McLuckie ist auch Mitarbeiter der gesamteuropäischen Initiative Rewilding Europe, wo zu seiner Aufgabe zwei Dinge gehören:

– Identifizieren und Unterstützen von Unternehmen, die Ziele von Rewilding Europe verwirklichen helfen.

– Vergabe von Investitionen aus „Rewilding Europe Capital“, dem Kapitalfonds von Rewilding Europe.

Vor dem Anfang seiner Finanzkarriere studierte Matt Geografie an der Universität von Edinburgh, dann arbeitete er für EFG Securities, ferner für Credit Suisse in der Leitung des Portfolio für Privatkunden.

Iwona Krępic organisierte die Werkstatt, sie ist Vorsitzende der Tourismusorganisation „SOT – nicht nur für Adler“ aus Stepnica. SOT war der Hauptorganisator der Werkstatt.

Während der Werkstatt verständigten wir uns in drei Sprachen: polnisch, deutsch und englisch. Unterstützt wurden wir von Simultan-Dolmetscherinnen aus Polen und Deutschland.

Der Ablauf des Workshops:

Tag 1. Freitag 7 Februar 2014

Der erste Programmpunkt sah vor, sich vor den anderen Projektteilnehmern vorzustellen und auf der grenzüberschreitenden Landkarte der Region den Ort seiner Tätigkeit mit einer kleinen Flagge zu markieren.

Nach diesem Programm-Punkt wimmelte es vor kleinen Flaggen auf der Karte.

Dieses Spiel, verbunden mit der freundlichen Atmosphäre, begünstigte ein schnelles Sich-gegenseitig-Kennenlernen.

Die Orte, aus denen unsere Teilnehmer kamen, und in denen sich in der Zukunft potentiell neue Konzepte für die Verbindung von Tourismus und Umweltschutz entwickeln lassen, sind: Koppitz, Stepenitz, Swinemünde, Misdroy, Przybiernów, Zalesie, Jarszewko, Łąka, Goleniów, Stettin, Czarnocin, Żarnowo, Budzień, Pratenow, Blankensee, Pasewalk, Anklam, Wolgast, Benz, Gribow, Gützkow und Waren.

Im weiteren Teil des Nachmittags widmeten sich die Anwesenden mit Aufmerksamkeit den sehr interessanten Präsentationen der Experten von Rewilding Europe, u. a.:

  1. Einführung in das Konzept von Rewilding Europe
  2. Wildife-Watching (Wildtierbeobachtung) – Inspektion des europäischen Marktes
  3. Identifizierung der Zielgruppen potenzieller Kunden und Promotion der Produkte
  4. Entwicklung und effektive Vermarktung touristischer Produkte,
  5. Angebot der Unterstützung von Rewilding Europe:
    • Rewilding Europe Capital
    • Rewilding Europe Travel Club
    • Eine lokale Rewilding Europe-Website

Die Teilnehmer verbargen ihre Begeisterung über die auf großer Erfahrung gestützten Vorträge nicht, sie wurden auf sehr interessante und verständliche Art kommuniziert.

Tag 2. Samstag, 8. Februar 2014

An dem intensiven Freitag, den wir hauptsächlich mit den theoretischen Aspekten des Naturschutzes und des Tourismus verbracht hatten, gingen wir auf Exkursion ins Gelände.

Wir entdeckten die wunderschöne Landschaft des Waldes von Goleniów, den herrlichen, wilden Fluss Gowienica, über dessen ökologische Besonderheiten uns der Vorsitzende der Gesellschaft der Freunde der Flüsse Ina und Gowienica, Artur Furdyna, erzählte. Wir sahen zudem noch andere ökologisch ungewöhnlich wertvolle Lebensräume, z.B. die Wiesen von Skoszewo, wo dank der Tourismus-Organisation aus Stepnica bereits ein Beobachtungs-Versteck für das Beobachten von Wildtieren entstanden ist.

Einer der Experten, Steffan Widstrand, gab den Teilnehmern viele praktische Hinweise, wie man solche Beachtungs-Verstecke für welche Zielgruppe konzipieren kann.

Anschließend wanderten wir entlang der Küste des Stettiner Haffs im Naturpark „Delta Odry“, wo uns der Vorsitzende des Vereins zum Schutz der Küstenökosysteme „Society for the Coast“, Dr. Kazimierz Rabski, mit herzlicher Gastfreundschaft die Geschichte dieses Platzes uns mitteilte.

Voll von Ideen dank der Exkursionen und mit aufgefrischtem Verstand traten die Teilnehmer den nächsten Teil der Werkstätte an.

In den folgenden Stunden hörten wir uns den Vortrag von Magdalena und Maciej Tracz von der Westpommerschen Naturgesellschaft an. Sie teilten den Anwesenden ihre Erfahrungen aus den Forschungsprojekten an den Wisent-Herden mit, die wild in den Regionen um Mirosławiec und Dramburg (Drawsko) leben.

Anschließend begannen wir den praktischen Teil der Werkstatt. Jonathan Rauhut von der Deutschen Umwelthilfe stellte eine neue Vision eines gemeinsamen Marken-Tourismus-Produktes vor, eine „Oderdelta Safari“ rund um das Stettiner Haff. Diese Vorkonzeption einer möglichen gemeinsamen Vision enthielt u.a.:

  • Bildung eines Netzwerkes von touristischen Unternehmen rund um das Stettiner Haff
  • Gruppierung verschiedener touristischer Angebote
  • Schaffung eines ganzjährigen touristischen Produktes
  • Nutzung der in Europa durch viele Medien bereits weit bekannten Marke von Rewilding Europe für den Naturtourismus in unserer Region.

Dann begannen die Teilnehmer ihre Arbeit in zwei Gruppen (eine polnische und eine deutsche Gruppe).

Die erste Aufgabe war, eine Liste von Produkten (sowohl bereits bestehende Produkte als auch neue Produkt-Ideen) zu erstellen, die Touristen die Naturschönheiten der Region zeigen bzw. auf diesen Naturschönheiten basieren.

Während der zweiten Aufgabe sollten die Teilnehmer unter allen aufgelisteten Produkten diejenigen auswählen, die ihrer Meinung nach führend sein können, und die mit ihrer Attraktivität viele Gäste aus ganz Europa anziehen könnten.

Die begeisterte Einstellung zum Naturtourismus in den beide Gruppen sowie die Atmosphäre des gegenseitigen Verständnisses haben zu sehr interessanten Ergebnissen geführt, es entstanden geschickt entwickelte Produktlisten, die im Folgenden aufgeführt sind:

Download der Produktliste

Tag 3. Sonntag 9 Februar 2014

An diesem Tag wurde intensiv an der zukünftigen Marke der Region gearbeitet. Die Teilnehmer kamen zusammen mit den Moderatoren zu dem Entschluss, dass man zur gemeinsamen Promotion der Region besonders die großen und Europaweit seltenen, am Haff wild vorkommenden Tierarten nutzen sollte – die Ikonen der europäischen Natur, mit denen der Kontakt für Besucher des Oderdeltas bereits jetzt möglich ist oder bald möglich sein wird. Diese Tiere wild in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten zu können, oder nur in ihrem Territorium sein zu können, verursacht außergewöhnliche Emotionen und bleibt im Gedächtnis der Besucher für lange Zeit haften. Treffen aus nächster Nähe mit einem großen, seltenem Wildtier ist für den Menschen ein unvergessliches Erlebnis.

Die Teilnehmer beschlossen, die sog. „Big Seven“ des „Oderdelta“ auszuwählen, unsere „große Sieben“, die Ikonen der Europäischen Natur.
Die von den Teilnehmern angemeldeten Kandidaten waren tatsächlich etwas mehr als sieben Arten, aber wir verständigten uns schlussendlich darauf, dass die Ikonen unseres grenzüberschreitenden Gebietes folgende Tierarten werden sollen:

  1. Der Seeadler
  2. Der Wisent
  3. Der Stör
  4. Der Biber
  5. Der Wolf (und damit verbunden der Elch)
  6. Das Konik
  7. Die Kegelrobbe

Zusammenfassung und weitere Tätigkeiten

Wir alle gemeinsam haben den Willen und das große Bedürfnis, unsere Arbeit an der Entwicklung eines gemeinsamen Markenproduktes wie auch eines damit verbundenen Unternehmensnetzwerkes fortzusetzen – um touristische Angebote, die auf der wilden Natur unserer Region basieren, besser zu vernetzen und im Rahmen eines gemeinsamen Produktes vermarkten zu können.

Die Teilnehmer kamen zu dem Entschluss, dass die Arbeit in thematischen Gruppen fortgesetzt werden soll, die den einzelnen Tieren aus der „BIG SEVEN“ zugeordnet sind und denen die einzelnen touristischen Angebote zugeordnet werden sollen – so wurden folgende Gruppen und folgende Verantwortliche für diese Gruppen benannt:

  1. Der Seeadler und andere Vögel – Iwona
  2. Der Wisent und andere große Pflanzenfressende (der Edelhirsch) – Bartek Racławski
  3. Der Stör und der Lachs, die Meerforelle und die anderen Fische – Artur
  4. Der Biber, ebenfalls der Fischotter – Frank
  5. Der Wolf, der Elch und andere, die schwer aufzuspüren sind – Stefan und Bartek Racławski
  6. Das Konik- Kazimierz, Martin
  7. Die Kegelrobbe – Ulrich, Jonathan

Um diese dargestellte Konzeption eines touristischen Markenproduktes weiter entwickeln zu können, und um die begeisterten Teilnehmer auch zukünftig noch besser vernetzen zu können, schlugen die Experten vor, bald ähnliche Werkstätten auch auf deutscher Seite zu organisieren.

Nach dieser Werkstatt sollen Flyer gedruckt werden, auf denen sich die vereinfachte Landkarte des Oderdeltas gemeinsam mit unseren großen Flaggschiff-Arten, den „BIG SEVEN“, befinden soll, die die gegenseitige Abhängigkeit zwischen Naturschutz und dem Tourismus herausstellen soll, mit einer kurzen Beschreibung der Maßnahmen.

Die Flyer werden an die Teilnehmern des Projekts verschickt.

Auf der Internetseite der Tourismusorganisation SOT aus Stepnica wird ein zweisprachiger Bericht über den Verlauf veröffentlicht.

Nach dieser Werkstatt, die Teilnehmer und Organisatoren gleichermaßen um einiges reicher an Informationen und Erfahrungen werden ließen, sind wir voller Hoffnung, dass wir gemeinsam ein Ziel erreichen werden und dass wir eine reiche Kette von interessanten touristischen Angeboten, die auf wilder Natur basieren, bauen können.

Das erlaubt uns – den Einwohnern unserer Region – ein gemeinsames ganzjähriges touristisches Markenprodukt kreieren zu können.

Dadurch kann das Oderdelta / Stettiner Haff eine touristisch außergewöhnlich attraktive Region werden. Gleichzeitig können die bereits bestehenden und auch die geplanten touristischen Angebote auf ausgewogene Weise helfen, das wertvolle Naturerbe unserer ganzen Region zu bewahren.

„Wir machen Europa wilder“

Foerderung